PROJEKTION
Die unbewusste Verlagerung eigener Wünsche, Gefühle oder Vorstellungen auf andere Personen oder Objekte.
Hat man in seiner psychischen Entwicklung das Lacansche Spiegelstadium erst einmal durchschritten und ist somit das eigene Ich geboren und wird letztendlich anerkannt und akzeptiert, gewinnt die Kommunikation mit anderen Menschen und der Umwelt an neuer Qualität. Unterschiedliche Informationen, die die eigene Person, also das Ich, betreffen, müssen intrapsychisch verarbeitet werden, erfreuliche wie bedrohliche.
Acht anonyme, silhouettenhafte, lebensgroße und menschengleiche Figuren in unterschiedlichen Posen, als Projektionsflächen für Liebe, Zorn, Hoffnung, Sex, Wut, Neid, Hass und Freude ermöglichen den Diskurs über basale psychologische Fragen und Positionen. Die Installation ist Interpretationsschauplatz; ist Interpretationsspielraum, der den Betrachter*innen die Auseinandersetzung mit Kommunikationsprozessen individuell getaktet erfahrbar macht. Welche zentral bestimmenden Faktoren bewegen menschliche Kommunikation? Durch die Projektion werden Bedürfnisse und Wünsche verarbeitet – wenn beispielsweise der Mut fehlt, diese direkt auszusprechen oder mit anderen zu teilen; oder auch, wenn die Wünsche nicht erreichbar scheinen. Eigene Vorstellungen in andere Menschen zu projizieren kann auch als Mechanismus des Selbstschutzes gesehen werden, als Abwehrmechanismus. In der Visualisierung dieser Projektionen gelingt ein offener Blick in den inneren Kern und die Geheimnisse der Kommunikation. Auch in der Optik ist der Begriff der Projektion bekannt. Mithilfe eines Projektors wird ein Bild (Wünsche, Hoffnungen?) auf eine Leinwand, ein bis dato „unbeschriebenes Blatt“, geworfen.
Der gewählte künstlerische Ausdruck in der Installation ergänzt und über- flügelt dabei die Psychologie und die Psychoanalyse . Während sich diese mit dem Unbewussten (eben dem Nicht-Sichtbaren) beschäftigen und nach und nach versuchen, etwas an die Oberfläche zu katapultieren, ermöglicht es die künstlerische Auseinandersetzung mit dem Thema, der/m Betrachter*in das Unausgesprochene unmittelbar vor Augen zu führen und es sohin direkt erfahrbar und erlebbar zu machen. Was wünscht du dir?
In Erinnerung an Tomtschek
April 2012, acht menschengroße Figuren, Installation
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