TAPP- UND TASTBARBIE (HOMMAGE AN VALIE EXPORT)
Die frühen Arbeiten von Valie Export zeichnen sich insbesondere durch die Auseinandersetzung mit Feminismus, Aktionskunst und dem Medium Film – insbesondere Ende der 1960er Jahre mit der Bewegung des Expanded Cinema – aus. Im Rahmen des 1. Europäischen Treffens der Unabhängigen Filmemacher in München trug Export auf öffentlichen Plätzen eine lockige Perücke, war geschminkt und trug über ihren nackten Brüsten einen Kasten mit zwei Öffnungen. Der restliche Oberkörper war mit einer Strickjacke bedeckt. Peter Weibel warb durch ein Megafon und lud die Schaulustigen zum Besuch ein. Diese hatten 33 Sekunden lang Zeit, mit beiden Händen durch die Öffnungen zu strecken und die nackten Brüste der Künstlerin zu berühren. Valie Export sagte später zu dieser Aktion: „(...) das Tapp- und Tastkino – das war Straßenaktion, es war Feminismus, es war Expanded Cinema, es war Film; ich nannte das Tapp- und Tastkino damals auch Tapp- und Tastfilm. (...), denn ich sagte damals, jeder Mensch kann diese Filmaktion durchführen, Filminstallation ausführen, es gibt kein Original.“ Sie sah diese Aktion als „erweitertes Kino, das Filmzuschauer mit dem konfrontiert, was im abgedunkelten Saal als normal angesehen wird: der voyeuristische Blick auf Frauenkörper.“
In der Arbeit „Hommage - Großartige Künstler*nnen ganz klein“ baut Angela Proyer bedeutsame Werke großer Künstler*innen mit haushaltsüblichen Materialien nach. Sich die/den Künstler*in ins eigene Heim holen. Das Werk wird begreifbar, anfassbar, zum Merchandisingobjekt, für jeden erwerbbar. Das Werk wird zur Ware, zum Kommerz.
April 2009, 12 x 34 x 12 cm, Objekt